Schwere Vorwürfe gegen die Berliner Polizei
Die Deutsche
Presseagentur berichtet über die katastrophalen Verfehlungen der Polizei beim
Einsatz am 27.10.2006 im Rahmen des Fußballspiels zwischen der U23 von Hertha
BSC Berlin und dem 1. FC Dynamo Dresden.
Dieser Artikel stammt vom DPA-Newswire und datiert vom 27.10.2006
Nach den Ausschreitungen bei Hertha BSC Berlin II erhebt Fußball-Regionalligist
1. FC Dynamo Dresden schwere Vorwürfe gegen die Berliner Polizei.
Dresden - Ich habe in meiner langen Zeit im Fußball schon eine Menge Unsinn
gesehen, doch der Einsatz der Polizei in Berlin stellt alles bisher Gewesene in
den Schatten», sagte Dynamo-Hauptgeschäftsführer Volkmar Köster. Zwar
distanziere sich der Verein entschieden von den Randalierern, das Vorgehen der
Beamten allerdings wurde als überzogen bewertet. Der Verein verlangte eine
Aufklärung auf beiden Seiten. «Ich kann nur hoffen, dass die dafür
Verantwortlichen diesmal nicht nur benannt, sondern auch zur Rechenschaft
gezogen werden können», erklärte Köster.
Die Dynamo-Anhänger lieferten sich bereits während der Partie, die 1:1 endete,
antisemitische Wortgefechte mit Berliner BFC-Fans. Wie Dynamo mitteilte, suchte
die Geschäftsführung in der Halbzeitpause das Gespräch mit Holger Fuchs,
Geschäftsführer des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, und Wilfried Riemer,
NOFV-Leiter. Im Ergebnis wurden die Sicherheitskräfte darauf hingewiesen, dass
nach dem Spiel beide Fanlager voneinander getrennt das Stadion verlassen müssen,
hieß es in einer Stellungnahme des Vereins.
Während der zweiten Halbzeit hatte es nach Polizeiangaben im Gästeblock des
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark erste Störungen gegeben. Einige Fans zündeten
einen so genannten Nebeltopf, rissen mehrere Sitze aus ihren Verankerungen und
warfen sie in Richtung der im Stadion eingesetzten Ordner. Als etwa vier Minuten
vor Spielende das Ausgleichstor für die Heimmannschaft fiel, versuchten mehrere
Dynamo-Fans, ein Fluchttor zu öffnen und auf das Spielfeld zu laufen. Die
Ordner verhinderten dies und wurden daraufhin von den Randalierern angegriffen.
Nach dem Spiel konnte eine erste Eskalation durch die Dresdner Fanbetreuer
verhindert werden. Als Rowdys jedoch Sitze herausrissen und Imbissbuden zerstörten
und die Fans von den Polizeibeamten bedrängt wurden, geriet die Situation außer
Kontrolle. «Alles hätte ruhiger ablaufen können, wenn die Polizei eine klare
Strategie gehabt hätte», sagte Torsten Rudolph, Leiter des Dresdner
Fanprojektes. Entgegen der Absprache seien die Beamten mit Schlagstöcken und
Pfefferspray auf die Fans losgegangen. «Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld.
Die Beamten haben wild drauf los geprügelt und keine Unterschiede gemacht
zwischen den Randalierern und jenen Fans, die einfach nur nach Hause wollten»,
berichtete Rudolph. Familienväter mussten ihre Kinder vor den Attacken der
Polizei schützen, indem die Kinder über den Sicherheitszaun in den Innenraum
gehoben wurden, hieß es in der Dynamo-Erklärung.
Zudem hätten sich die Einsatzkräfte, so Rudolph, zu verbalen Entgleisungen
hinreißen lassen. «Die Polizei ist der Profi und sollte sich auch
dementsprechend verhalten», sagte Rudolph, der nun eine noch größere
Polizeipräsenz für die Dynamo-Partie bei Union Berlin im April 2007 befürchtet.
«Wir werden nach der Winterpause mit den Verantwortlichen von Union beraten,
wie wir unsere Fans bei diesem Spiel vor den Übergriffen der Polizei schützen
können», erklärte auch Volkmar Köster.
Bei den Krawallen waren 38 Personen, davon 23 Polizisten, verletzt worden. 22
Personen, denen unter anderem Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung,
Widerstand und Beleidigung vorgeworfen wird, wurden festgenommen. Auch gegen
zwei Polizeibeamte wird wegen Körperverletzung im Amt ermittelt.
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Dresden
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