Cine is back again!
 

Los geht's am Samstag,
den 01.04.2023 mit einem Klassiker.

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Helmut «Sonny» Sonneberg
 




back again!

01.04.2023
SENDEZEITEN



Am Freitag, den 10. Februar 2023, erreichte uns die traurige Nachricht vom Tode von Helmut «Sonny» Sonneberg. Er verstarb im Alter von 91 Jahren. Aus Eintracht-Fansicht ein bedrückender Verlust, schließlich lebte Sonny seine Liebe zu Eintracht Frankfurt wortwörtlich bis zum letzten Atemzug.

Bereits 1946 wurde er Mitglied im Verein und wich diesem nie mehr von der Seite. Aber nicht nur die ewige Treue zu «seiner heißgeliebten Eintracht» macht ihn so besonders, auch seine Kindheit und Jugend als Jude im Nationalsozialismus lässt diesen Menschen so bemerkenswert erscheinen.

Im Juni 1931 wird Helmut Sonneberg in Frankfurt als Sohn zweier jüdischer Eltern geboren, seinen leiblichen Vater lernt er allerdings nie kennen. Seine Mutter, Ria, lernt als alleinerziehende Mutter den katholischen Herrn Wessinger kennen und heiratet ihn. Dieser verspricht, Sonny wie sein eigenes Kind großzuziehen. Sowohl der junge Helmut, als auch die Mutter Ria lassen sich folglich von einem christlichen Pfarrer taufen, Sonny ist dabei noch ein junger Bursche. Für die Nazis spielt das keine Rolle, 1935 machen diese den Antisemitismus mit den Nürnberger Rassegesetzen salonfähig und legal. Sonny gilt vor Gesetz als Jude und wird als Kind auf der Straße verprügelt, gedemütigt, angespuckt, mehrmals muss er mit seinen Eltern umziehen, wird der Familie sogar entrissen und in ein Heim gesteckt. Zur Schule darf er nicht mehr gehen, denn jüdische Kinder sollten und durften keine Bildung genießen. Seine Mutter schafft es, in Sonnys Kinderheim als Dienstmädchen eingestellt zu werden, um wenigstens den Kontakt zu ihrem Sohn aufrecht zu erhalten. Sonny hat mittlerweile auch Geschwister, die er aufgrund der Nazi-Schikane nur äußerst selten sehen kann, diese stammen ja von einem christlichen Vater und besitzen mehr Rechte als der «Volljude» Sonny. Bereits als Zehnjähriger wird Sonny gezwungen, den sogenannten Judenstern auf seiner Jacke zu tragen, seine Mutter verbietet ihm zu seinem eigenen Schutz nun, das Haus zu verlassen. Der einsame Sonny verzweifelt, er ist tagtäglich ganz allein und fühlt sich wie im Gefängnis. Manchmal klappt er seinen Hemdkragen über den verunglimpfenden Stern und verlässt unter Todesangst die Wohnung, um Frankfurts Gassen zu erkunden. Doch es kommt noch schlimmer: am 14. Februar 1945 wird Sonny gemeinsam mit seiner Mutter nach Theresienstadt deportiert. Die beiden überstehen die letzten Kriegsmonate im KZ und werden befreit – Sonny wiegt bei Kriegsende als 14-jähriger Junge weniger als 30 Kilogramm.

Durch sein Schulverbot hat er nach unmittelbarem Kriegsende außerdem ein Schulniveau wie ein Drittklässler und entscheidet sich für eine Ausbildung zum Autoschlosser. Parallel dazu tritt er der Eintracht bei und findet erstmalig in seinem Leben Freunde – ein ausschlaggebender Grund für ihn, nicht nach Israel auszuwandern, sondern in seiner Heimatstadt Frankfurt zu bleiben. In diversen Amateurmannschaften kickte Sonny mit größter Freude für die Eintracht, die Spiele der ersten Mannschaft fing er kurze Zeit später auch an, zu besuchen. Er schneidert Anzüge, Hüte, Fahnen in Eintracht-Farben, er bemalt Autos in schwarz und weiß und fährt mit Freunden zu Auswärtsspielen, allseits bekannt ist vor allem das Foto von Sonnys Anreise nach Berlin zum Meisterschaftsfinale 1959.

Der Eintracht bleibt er seit dieser Zeit für immer verbunden, die großen Erfolge feiert Sonny allesamt mit. Doch auch die sportlich mageren Jahre treiben ihn nicht hinfort.

All diese Jahre, praktisch sein gesamtes Leben lang, lebt Sonny alleine mit den schrecklichen Erinnerungen aus seiner Kindheit. Erst 2018 schafft er es im Eintracht-Museum von seiner Kindheit im KZ Theresienstadt zu berichten. Seither reist der weit über 80-jährige Sonny nun durch die Gegend, an Schulen und zu Veranstaltungen, um von dem Nazi-Terror zu berichten. Auch wir Droogs haben das große Privileg, Sonny im Jahr 2021 im Cine Rebelde begrüßen zu dürfen. Im Fanhaus Louisa erzählt Sonny seine bewegende Geschichte und Eintracht-Fans aller Couleur hören ihm gespannt und gleichermaßen schockiert zu. Besonders denkwürdig und bewegend sind dabei die Abschnitte, wo Sonny den Tränen nahe ist, wenn er an die menschenverachtenden Zustände denkt, in welchen er als Kind leben musste. An einigen wenigen Stellen muss er inne halten und sich sammeln, bevor er weiterreden kann. «Ich kann vergeben und ich kann vergessen, aber die Narben, die bleiben», sagt er damals und muss sich stark zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Es geht in diesem Abschnitt seiner Erzählung um die Bilder, die sich in seinem Kopf eingebrannt haben: Bilder von Menschen, die nur noch aus Haut und Knochen bestehen und elendig verhungern müssen. Jeden Tag gibt es Graupensuppe in Theresienstadt, wenn es die wöchentliche 50 Gramm Ration Brot und Zucker gibt, hat er diese innerhalb weniger Augenblicke aufgegessen. Eigentlich möchte er viel lieber über die Eintracht reden, sagt er immer wieder. An einigen Punkten erkennt man dann, wie Sonny es geschafft hat, diese Erlebnisse zu verkraften: durch seinen Optimismus und seine positive Art, die Welt zu sehen. Die Kraft dazu konnte er auch in der Eintracht-Familie tanken, beteuert er.

Sonnys Optimismus äußert sich auch immer wieder durch sein Schlappmaul, wie er es selbst nennt. Das erfahren wir als Gäste an diesem Abend auch, als er endlich ganz euphorisch über die Eintracht reden darf: «Ich weiß gar net, was ihr alle mit dem dämlische’ Pokal als wollt, ich bin Meister geworde mit de Eintracht! Den Pokal int’ressiert doch da keine Sau!».

Im Juli 2022 besucht er die 25 Jahres Feier der Ultras Frankfurt und zeigt uns wieder, was für ein lebensfroher Mensch er ist. Er freut sich, dass er zur Familie dazugehört und wie agil man mit 91 Jahren noch sein kann. Eigentlich verspricht er uns auch, dass er bei uns bleibt, bis wir noch einmal gemeinsam Meister geworden sind, «dann geh ich» sagt er in die Runde.

Nun ist es anders gekommen, er hat uns doch schon verlassen und alles was uns bleibt ist die Hoffnung, einmal für Sonny die Meisterschaft holen zu können. Wer ihn kennen lernen durfte, wer ihm zuhören durfte, wird ihn für immer in Erinnerung behalten.

Danke Sonny, für Deinen Mut, über deine grausame Kindheit zu reden. Danke, dass Du diese Erfahrungen an jüngere Generationen weitergegeben hast, damit so etwas nie wieder passieren soll. Danke für Deinen Einsatz bei unserem Verein – treue Seelen wie Dich gibt es nur ganz selten.

Mach’s gut Sonny, grüße uns Deine Meistermannschaft und alle anderen Eintrachtler, wo auch immer ihr jetzt seid.


Adler and Friends Wiesbaden

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